Die Welle der Streaming-Dienste für Filme und Serien schwappt langsam auch nach Deutschland über. Anbieter wie Amazon Instant Video, Watchever, Maxdome oder Netflix erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Sie sind nicht nur praktisch, sondern auch… umweltfreundlich? Mit dieser Frage haben sich US-Forscher vom Lawrence Berkeley National Laboratory auseinandergesetzt.
Bewertung des Energieverbrauchs und des Transports
Die Wissenschaftler untersuchten fünf verschiedene Arten, sich Filme anzuschauen auf ihren Energieverbrauch hin. Dies waren neben dem Streaming via Internet das Kaufen von DVDs im Laden sowie im Online-Shop. Zudem berücksichtigten die Forscher das Ausleihen von DVDs in Videotheken und über Onlinehändler. In die Berechnung des gesamten Energieverbrauchs floss somit nicht nur der Energieverbrauch der Geräte, sondern auch die aufgewendete Energie für den Transport der Filme oder Fahrten zur Videothek.
Berücksichtigt man diese Aspekte, ist es wenig verwunderlich, dass das Streamen von Filmen weniger Gesamtenergie verbraucht als die DVD-Variante. Das Streaming verbraucht nach Ergebnissen der Studie 7,9 Megajoule Energie pro Stunde. Das Filmeschauen über die DVD, welche in der Videothek ausgeliehen wurde, kommt auf rund 12 Megajoule pro Stunde. Dies liegt in erster Linie daran, dass kein zusätzlicher Energieverbrauch durch Transport oder Beschaffung der Filme anfällt. Weiterer Faktor ist die höhere Effizienz von Computern und mobilen Endgeräten gegenüber den häufig veralteten DVD-Playern. Würden die alten DVD-Geräte durch neue ersetzt, sinkt der Verbrauch. Von neuen Blu-ray Playern einmal ganz abgesehen.
Die Ergebnisse sind in einigen Punkten also eher fragwürdig. Sicherlich wird an dieser Stelle lediglich ein Aspekt des Konsumverhaltens analysiert. Gleichwohl muss man auch ein Fragezeichen bei der Studie machen, da die Werte auf Annahmen basieren, die zwar im Einklang mit anderen Studien stehen, aber nicht spezifisch überprüft wurden. Werfen wir einen kleinen Blick in die detaillierten Daten der Studie.
Entscheidend ist also vielmehr, wie das Medium zum Kunden gelangt. Die Studie unterscheidet in Ausleihe oder Kauf im Laden, Ausleihe und Kauf via Versand sowie Streaming. In der oben stehenden Grafik wird ersichtlich, dass der Betrieb der Abspielgeräte der Kunden der mit Abstand grösste Energiefresser beim DVD-Konsum (in der Grafik Client device operation, der blaue Bereich). Grau zeigt die zur Herstellung der Geräte notwendige Energie, grün und schwarz die Datenübertragung. Rosa die privaten Autofahrten und orangegelb die DVD-Produktion.
Hier geht es direkt zum vollständigen wissenschaftlichen Artikel. Dort finden sich auch detaillierte Auflistungen zum Energieverbrauch bis das Endprodukt, gleich ob DVD-Produktion oder Streaming, vom Hersteller bis zum Endkunden gelangt.
Qualitätsunterschiede zwischen DVD/Blu-ray und Streaming-Video
Eine Diskrepanz besteht auch in der Qualität zwischen DVD-/Blu-ray Produktionen und dem Angebot von Streaming-Diensten. Zwar verbessert sich die Qualität der Streaming-Dienste, kommt bisweilen jedoch nicht an DVD- und insbesondere Blu-ray Qualitäten heran. Während die Streaming-Rate bei einer Blu-ray Disc rund 20 Mbps beträgt, übertragen Streaming-Anbieter in Super HD Qualität rund 6 Mbps. Höhere Qualität führt automatisch zu größeren Datenmengen, welcher wiederum zu mehr Energieverbrauch führt. Problematisch ist dabei auch die Verfügbarkeit schneller Internet-Bandbreiten in einigen Regionen sowie die Drosselung der Geschwindigkeit je nach Tarifsystem des Internetproviders.
Wer die Umwelt schonen will, verwendet bestenfalls energiesparende Fernsehgeräte und Endgeräte. Ein kleiner Energiespartipp am Rande, falls möglich: beim nächsten Gang in die Videothek oder ins Fachgeschäft um sich eine DVD oder Blu-ray zu besorgen, einfach zu Fuß gehen oder mit dem Fahrrad fahren. Und wer doch mit dem Auto unterwegs ist, wird sicherlich nebenbei noch einige weitere Erledigungen machen, als lediglich eine DVD oder Blu-ray auszuleihen. 😉
Ganz außen vor gelassen wurde in diesem Fall das haptische Erlebnis. Schließlich lassen sich DVD- oder Blu-ray Produktionen mit liebevoll gestalteten Verpackungen und reichlich Informationsmaterial nur schwerlich durch Streaming ersetzen.